Losers plan it - 18. Februar 2010

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Lonly Planet ist DIE Bibel für Rucksackreisende. Hier in Vietnam bekommt man diese Reiseführer in Buchform für sämtliche umliegende Länder sowie natürlich für Vietnam. Diese Bücher sind selbstverständlich Raubkopiert und darum sind die Führer schon etwas veraltet. Vielleicht nicht gerade 20 Jahre, wie mein persönlicher Guide, doch ein paar Jahre schon. So traf ich heute Morgen in der Hotellobby in Me Tho im Mekongdelta drei junge Deutsche, das Gepäck schön aufgereiht und parat für die Weiterreise. Nur, in ihrem gekauften Lonely Planet Buch stand, dass sie ab My Tho die Fähre über den Mekong nehmen sollten... und diese gibt es seit einem Jahr nicht mehr, denn sie wurde durch eine ultramoderne Brücke abgelöst. Die Brücke steht zwar unmittelbar neben unserem Hotel, doch die drei Deutschen suchen trotzdem krampfhaft nach der Fähre.


Ich rate ihnen: „Nehmt doch einfach einen Bus für eure Weiterreise.“ Ungläubig werde ich begafft... denn im Buch steht: Fähre! Der Hotelmensch hilft auch nicht wirklich, dieser hat wohl ein paar lockere Dollars gerochen und erzählt ihnen von halsbrecherischen Reiserouten und unzuverlässigen Busfahrten. Er will ihnen 150‘000 Dong für die Reise pro Person abnehmen und diese sei am allerbesten einfachst über ihn buchbar. Wenn man bedenkt, dass man für die 70 km Busfahrt von Ho Chi Minh City nach My Tho gerade mal 32‘000 Dong pro Person berappen müssen, und der Ort, an den die drei reisen wollen, lediglich 11 km entfernt liegt, so ist das Angebot des Hotelmenschen eine regelrechte Frechheit.


Ich rate ihnen, ein Taxi zur Bushaltestelle zu nehmen und dann per ÖV über die neue Brücke weiter zu reisen, welche vor einem Jahr eröffnet wurde. Es ist offensichtlich, dass ihr Regelwerk älter ist als die Brücke.


Wem sollen sie nun trauen? Mir, dem unbekannten Touristen, dem schlitzohrigen Hotelmenschen oder ihrem Nachschlagewerk? Die Lonely Planet Jünger sind verloren. Dass sie dem Hotelmenschen nicht trauen sollen, das geht ja noch, aber dass ihre Bibel versagt, das können sie nicht fassen.


Keine fünf Minuten später kommt ein weiterer Reisender dazu und regt sich unheimlich über das Hotel auf. Wir fanden nichts zu kritisieren, es ist sauber, einfach, günstig, liegt direkt am Mekong und wir haben die vergangenen zwei Nächte hier wunderbar geschlafen. Auf Nachfrage, was ihm denn nicht passe, erklärt er uns: „Im Lonely Planet wird das Hotel ,Rang Dong‘ empfohlen und so bin ich hier gelandet. Jetzt habe ich heute früh festgestellt, dass das richtige ,Rang Dong‘ Hotel etwas flussabwärts liegt. Die Kerle hier haben einfach ihr Hotel umbenannt und ihm den selben Namen gegeben, wie jenes, das Lonely Planet empfiehlt!“


Gut, dass wir nicht mit der Bibel reisen!