Alles Hexe oder was? - 2. April 2010

Gestern hatte ich ein beängstigendes Déjà-Vu. Ich hatte im Vorfeld unserer Bootsreise auf die Krebsinsel Pulau Ketam ein Bild vor mir gesehen, wie einer meiner Buben in einem roten T-Shirt vom Boot schlipfte. Die Kleider suchen sie sich jeweils selber an, ich schaute aber nicht schlecht, wie ich Andrin in einem roten T-Shirt beim Frühstück sah. Ich wollte ja nicht auf Horror machen und sagte nichts.


Beim Einsteigen befehle ich ihnen jedoch, sie müssen den Rucksack ausziehen, damit falls einer ins Wasser fällt, sie nicht ertrinken würden. Für meine Ängstlichkeit ernte ich ein verschmitztes ,Ja Mami, natürlich Mami‘ und Reto meint: „Ihr müsst die Rucksäcke nicht ausziehen, macht nur die Gurten los um den Bauch und Brust. Falls ihr ins Wasser fällt, könnt ihr euch einfach vom Rucksack entledigen.“


So bin ich heilfroh, als wir alle ganz im Schiffsbug Platz gefunden haben. Das Bild vom herabfallenden Kind schon fast vergessen, möchte ich aber, dass die Buben vor mir aus dem Boot steigen. Die Oberfläche des Schiffs ist glitschig, man kann sich jedoch an einer Metallstange fest halten. Ich sehe, wie Roman festen Boden unter den Füssen hat, auch Andrin ist drüben und ich reiche ihm die Gitarre. Plötzlich höre ich ein dumpfer Fall hinter mir: Reto hat nicht gesehen nicht, dass einem ein Mann am Bug hilft, auf die Plattform zu steigen. Er springt beladen mit Rucksack und allem hinter mir auf die Zementtreppe. Der Boden auf der anderen Seite ist aber noch glitschiger, da die Gezeiten diese Stufen oft unter Wasser setzen.


Ich wende mich und sehe nur noch, wie Reto zwischen Boot und Steg verschwindet, ein Mann seinen Rucksack an der Lasche packt und Reto samt Gepäck mit einem kräftigen Ruck nach oben reisst. Auf der anderen Seite des Steges helfen Leute Reto, seinen Körper nach oben zu ziehen.


In diesem Moment sehe ich, dass Reto heute auch ein rotes T-Shirt trägt! Sein Bein hat eine böse Prellung und blutüberströmt humpelt er auf die nächste Bank, wo wir als erstes Wasser auftreiben und ihn an Ort verarzten.